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  • Was ist ein Polterabend? Woher kommt der Brauch und wie läuft er ab?

    Was ist ein Polterabend? Woher kommt der Brauch und wie läuft er ab?

    Die Hochzeit gehört zu den bedeutendsten Ereignissen im Leben eines Paares und ist oft mit zahlreichen Traditionen und Bräuchen verbunden. Einer der bekanntesten Hochzeitsbräuche im deutschsprachigen Raum ist der Polterabend. Doch was genau hat es mit diesem Brauch auf sich? Woher stammt er und wie wird er heute gefeiert? In diesem Artikel werfen wir einen ausführlichen Blick auf die Ursprünge, die Bedeutung und den Ablauf des Polterabends.


    Die Ursprünge des Polterabends: Eine Reise in die Vergangenheit

    Die Tradition des Polterabends geht auf heidnische Bräuche zurück und ist vermutlich mehrere Jahrhunderte alt. Der Begriff selbst leitet sich vom Wort „poltern“ ab, was so viel wie Krach machen oder laut sein bedeutet. Schon in vorchristlicher Zeit glaubten die Menschen, dass laute Geräusche böse Geister vertreiben könnten. Diese Vorstellung manifestierte sich in verschiedenen Ritualen, bei denen Lärm eine zentrale Rolle spielte, um das Paar vor Unglück und negativen Einflüssen zu schützen.

    Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Brauch weiter und erhielt christliche Elemente. Der Polterabend fand traditionell am Abend vor der Hochzeit statt und war nicht nur ein Mittel, um böse Geister zu vertreiben, sondern auch eine Gelegenheit, die bevorstehende Ehe zu segnen und das Paar auf die Herausforderungen des Ehelebens vorzubereiten. In einigen Regionen Deutschlands wurde der Polterabend sogar als eine Art Prüfung für das Brautpaar angesehen. Wenn die zukünftigen Eheleute gemeinsam die Scherben beseitigten, bewiesen sie ihre Fähigkeit, Probleme in der Ehe gemeinsam zu bewältigen.


    Scherben bringen Glück: Die Bedeutung des Porzellans

    Das Zerschlagen von Porzellan ist wohl das bekannteste Element des Polterabends. Die Gäste bringen unglasiertes Porzellan oder Keramik mit, das dann mit viel Lärm auf dem Boden zerschmettert wird. Glas hingegen ist traditionell tabu, da das Zerschlagen von Glas Unglück bringt. Diese Unterscheidung geht auf alte Volksglauben zurück: Während Porzellan für Glück und Wohlstand steht, soll zerbrochenes Glas das Gegenteil bringen.

    Die Scherben symbolisieren nicht nur das Glück, sondern auch die Herausforderungen des Ehelebens. Die Aufgabe des Brautpaares, die Scherben gemeinsam zu beseitigen, hat eine tiefere Bedeutung: Sie steht für die Fähigkeit, Konflikte gemeinsam zu bewältigen und zusammenzuarbeiten. Je größer die Menge der Scherben, desto mehr Glück soll das Paar in der Ehe haben – ein Gedanke, der den Gästen oft dazu Anlass gibt, besonders großzügig mit dem Porzellan umzugehen.


    Die Gäste: Wer darf kommen und wer nicht?

    Im Gegensatz zur eigentlichen Hochzeit ist der Polterabend eine ungezwungene Feier, zu der oft auch Personen eingeladen sind, die nicht bei der Hochzeitszeremonie selbst dabei sein werden. Es handelt sich um ein offenes Fest, zu dem Freunde, Bekannte, Nachbarn und manchmal sogar Arbeitskollegen ohne förmliche Einladung erscheinen können. Diese Offenheit soll das Paar mit positiven Wünschen aus allen Teilen seines sozialen Umfelds umgeben.

    Allerdings gibt es auch hier regionale Unterschiede. In einigen Teilen Deutschlands ist es üblich, dass Braut und Bräutigam den Polterabend getrennt feiern, während in anderen Regionen das gemeinsame Fest bevorzugt wird. Auch die Tradition, dass unverheiratete Paare oder frisch Getrennte den Polterabend meiden sollten, hält sich in manchen Gegenden hartnäckig, da man glaubt, dass deren Anwesenheit Unglück bringen könnte.


    Essen, Trinken und die passende Musik: Die Atmosphäre des Polterabends

    Die Stimmung auf einem Polterabend ist meist ausgelassen und ungezwungen. Im Gegensatz zur oft formelleren Hochzeitsfeier geht es hier um Spaß und Geselligkeit. Das Essen ist in der Regel deftig und unkompliziert – von Bratwurst und Kartoffelsalat bis hin zu hausgemachten Eintöpfen. Auch das Bier fließt oft reichlich, was zur gelösten Stimmung beiträgt.

    Die Musikauswahl ist bunt gemischt, von Schlagern über Partykracher bis hin zu den Lieblingssongs des Brautpaares ist alles möglich. Nicht selten wird ein DJ engagiert, der für Stimmung sorgt und die Gäste zum Tanzen bringt. Auch Spiele sind ein fester Bestandteil des Polterabends. Ein Klassiker ist das Baumstammsägen, bei dem das Brautpaar seine Zusammenarbeit unter Beweis stellen müssen.


    Die Überraschungen: Streiche und Traditionen

    Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Polterabends sind die Streiche, die Freunde und Familie dem Brautpaar spielen. Diese sind oft liebevoll, manchmal auch ein wenig gemein, sollen aber vor allem für gute Laune sorgen. Beliebt sind zum Beispiel kleine Aufgaben, die das Paar gemeinsam lösen muss, oder dekorative Veränderungen an Wohnung und Auto des Paares, die ihnen am Hochzeitstag ein Schmunzeln entlocken sollen.

    Zu den älteren Traditionen gehört das „Brautstehlen“, bei dem die Braut von Freunden entführt wird und der Bräutigam sie durch das Lösen bestimmter Aufgaben zurückgewinnen muss. Brautstehlen gibt es aber auch sehr oft auf der eigentlichen Hochzeitsfeier. Auch das sogenannte „Türmchenbauen“, bei dem Gäste die aufgesammelten Scherben zu einem kleinen Turm aufstapeln, ohne dass dieser umfällt, ist in manchen Regionen beliebt.


    Das Ende des Abends: Aufräumen als erster Test für die Ehe

    Am Ende des Polterabends bleibt für das Brautpaar die Aufgabe, die Scherben zu beseitigen – eine symbolische Handlung, die die Zusammenarbeit und Harmonie des Paares unter Beweis stellen soll. Oft helfen enge Freunde und Familie dabei, was die Verbundenheit zum Paar unterstreicht. Das Aufräumen ist nicht nur eine lästige Pflicht, sondern wird auch als erster gemeinsamer Test für die Ehe gesehen.

    Mit dem Reinigen der Scherben endet der Polterabend oft in den frühen Morgenstunden. Zurück bleiben die Erinnerungen an einen unvergesslichen Abend, der nicht nur durch seine fröhliche Atmosphäre, sondern auch durch die symbolische Bedeutung der Rituale eine besondere Stellung im Hochzeitsreigen einnimmt.


    Der Polterabend: Ein Brauch voller Tradition und Symbolik

    Der Polterabend ist weit mehr als nur eine ausgelassene Feier vor der Hochzeit. Er vereint alte Traditionen mit moderner Feierkultur und ermöglicht es dem Brautpaar, umgeben von Freunden und Familie, einen letzten unbeschwerten Abend vor dem großen Tag zu genießen. Durch die Rituale und Symbole wie das Zerschlagen von Porzellan und das gemeinsame Aufräumen der Scherben erhält der Polterabend eine tiefere Bedeutung, die auch heute noch viele Paare begeistert.

    In einer Welt, in der Hochzeiten oft minutiös durchgeplant sind, bietet der Polterabend einen willkommenen Kontrast: eine ungezwungene, herzliche Feier voller Lachen, Lärm und der besten Wünsche für das Brautpaar.

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